Ein Mann arbeitet nachts in einem Büro an einem Computer, er ist überlastet.

Süchtig nach Arbeit?

Jeder Zehnte von Arbeitssucht betroffen

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Hanns Lohmann
Hanns Lohmann
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SWR1

Laut einer neuen Studie leidet etwa jeder zehnte deutsche Arbeitnehmer unter Arbeitssucht.

Was genau das bedeutet, erklärt Beatrice van Berk vom Bundesinstitut für Berufsbildung, die an der Studie beteiligt war.

SWR1: Was genau bedeutet "suchthaftes Arbeiten" und ab wann ist "gerne arbeiten" nicht mehr gesund?

Beatrice van Berk: Wir definieren in unserer Studie suchthaftes Arbeiten als das gemeinsame Auftreten von exzessivem und zwanghaftem Arbeiten. Wobei exzessives Arbeiten heißt, dass man häufig in Eile und im Wettlauf mit der Zeit ist oder auch grundsätzlich immer mehrere Sachen gleichzeitig tun muss. Zwanghaftes Arbeiten ist, wenn man sich angetrieben fühlt, hart zu arbeiten, auch wenn es einem selbst eigentlich gar keinen Spaß macht, aber ein inner Antrieb verspürt wird. Oder aber auch, wenn man ein schlechtes Gewissen hat, sich grundsätzlich mal frei zu nehmen oder Schwierigkeiten hat zu entspannen.

Betriebliche Faktoren fördern suchthaftes Arbeiten

SWR1: Was haben die Betroffenen angegeben, wieso sie an solchen arbeitssuchtähnlichen Zuständen leiden?

van Berk: Zum einen wissen wir sehr gut, dass es Persönlichkeitsfaktoren gibt, die mit suchthaftem Arbeiten zusammenhängen, wie zum Beispiel Gewissenhaftigkeit und Perfektionismus. Gleichzeitig gibt es auch betriebliche Faktoren, die das fördern können, sogenanntes kompetitives Arbeitsklima mit großem Konkurrenzdruck im Betrieb.

Aber auch wenn jetzt die Ressourcen generell knapp sind, wenn man jetzt mal an Projektarbeit denkt, wenn die Meilensteine so knapp hintereinander geplant sind, dass man dauernd im Wettlauf mit der Zeit sein muss, kann das auch eine Ursache für suchthaftes Arbeiten sein.

Typische Symptome einer Erschöpfung

SWR1: Mit welchen gesundheitlichen Folgen?

van Berk: Wir haben uns viele verschiedene gesundheitliche Beschwerden angeschaut und festgestellt, dass vor allen Dingen die psychosomatischen Beschwerden bei den suchthaft Arbeitenden signifikant stärker auftreten. Also Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, aber auch Schlafstörungen. Und da fällt auf, dass die Personen mit suchthaftem Arbeiten eigentlich von all diesen Beschwerden verstärkt berichten.

SWR1: Gibt es bestimmte Branchen oder Bereiche von Unternehmen, wo das besonders häufig passiert? Sind beispielsweise Menschen, die sowieso gerne schnell Karriere machen wollen, eher davon betroffen?

van Berk: Wir haben uns sogenannte Beschäftigungsmerkmale angeschaut. Personen mit Führungsverantwortung haben ein etwas höheres Risiko für suchthaftes Arbeiten und insbesondere die Personen, die auf der oberen Ebene Führungsverantwortung haben. Zudem sind Selbstständige auch etwas stärker davon betroffen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.

Mehr Informationen über die aktuelle Studie über suchthaftes Arbeiten.

Weitere Informationen über die Arbeit des Bundesinstituts für Bildung finden Sie hier.

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