Auch der Weinbau im Ruwertal (Kreis Trier-Saarburg) ist vom Klimawandel betroffen. Die Schieferböden können das Wasser kaum speichern. Neue Bewässerungstechniken sind nötig.

Big Data im Wingert

Wie Weinberge an der Ruwer künftig per App bewässert werden

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Leon Vucemilovic
Catharina Straß

Winzer aus Mertesdorf wollen ihre Reben in Zukunft per Knopfdruck mit Wasser versorgen. Ein digitales System macht das möglich und soll gegen die Trockenheit im Wingert helfen.

Der Klimawandel macht auch vor den Weinbergen im Ruwertal (Kreis Trier-Saarburg) nicht Halt. Schon die letzten Jahre gab es Perioden, die ungewöhnlich trocken waren. Für die Weinstöcke ist das ein Problem. Sie bekommen zu wenig Wasser. Die Folge: Die Trauben werden braun oder zu klein. Im schlimmsten Fall wachsen sie überhaupt nicht mehr.

Projektleiter Torben Alles vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel steht in einem Weinberg im Ruwertal (Kreis Trier-Saarburg).
Mit dem Klimawandel leben: Torben Alles vom DLR Mosel plant mit zwölf Winzern an der Ruwer eine digitale Sensorbewässerung für die Weinberge.

Schieferboden vergrößert das Problem der Trockenheit

Die von Schieferböden geprägten Weinberge in der Region Trier sind besonders betroffen, sagt Torben Alles vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel. Denn je gröber ein Boden ist, desto weniger Wasser kann er speichern. Mit dem Klimawandel wird in Weinbergen wie im Ruwertal eine Bewässerung immer notwendiger - mehr noch als in anderen Gebieten, sagt der Experte. Und es müssen Lösungen für eine bessere Wasserspeicherung her.

"Je gröber der Boden ist, desto weniger Wasser kann er speichern."

Digital gesteuerter Tropfanlage gegen Dürre

Um die Rebstöcke an besonders heißen Tagen zu schützen, haben viele Winzer an der Ruwer Tanks mit Wasser gefüllt und sie in den Wingert gefahren. Das kostet Zeit und Geld und ist wenig nachhaltig.

Damit soll für zwölf Winzer an der Ruwer bald Schluss sein: Zusammen mit dem DLR Mosel planen sie eine neuartige Bewässerungsanlage. Die soll auf einen gemeinsamen Wasserspeicher zurückgreifen und per App und mit dem Handy gesteuert werden.

Rückhaltebecken in Kasel wird vergrößert

Grundlage dafür ist das nahe gelegene Wasserrückhaltebecken auf der Kaseler Weinbergslage Kehrnagel. Das soll vergrößert und künftig für die Bewässerung der Weinberge genutzt werden. Aus der Ruwer werden dafür in den Wintermonaten bis zu zehn Millionen Liter Wasser in das Becken gepumpt.

Wasser-Rückhaltebecken in der Kaseler Weinberglage Kehrnage (Kreis Trier-Saarburg). Mit der neuen digitalen Bewässerungsanalage soll das Becken ausgebaut werden.
Das Rückehaltebecken in Kasel: Für die neue Bewässerungsanlage soll es ausgebaut werden. Das Wasser wird im Sommer dann in die Weinberge an der Ruwer gepumt.

Um das gespeicherte Wasser im Sommer in den Wingert zu bekommen, wird ein neues Leitungsnetz mit Pumpen gebaut. Dafür werden vom Becken aus Schläuche in die Weinberge verlegt. An feinen Drahtseilen knapp über dem Boden sind sie befestigt. Aus den Schläuchen tropfen regelmäßig geringe Mengen Wasser auf die Erde und weiter zu den Rebwurzeln. Insgesamt 24 Hektar Rebfläche sollen über diese Tröpfchenbewässerung versorgt werden. Besonders während der trockenen Phasen zwischen Juni und August.

Die Schläuche an den Weinstöcken in Mertesdorf an der Ruwer wurden über dem Boden befestigt. Damit werden künftig die Rebstöcke mit Wasser versorgt. Gesteuert wird das digital per App.
Die Schläuche wurden über dem Boden befestigt. Mit dieser Tröpfchenbewässerung werden künftig die Rebstöcke in Mertesdorf an heißen Tagen mit Wasser versorgt. Gesteuert wird das digital per App.

Sensoren ermitteln Wasserbedarf im Weinberg

Aber wie viel Wasser brauchen die Reben tatsächlich? Darüber müssen sich die Winzer in Mertesdorf bald auch keine Gedanken mehr machen. Stattdessen messen Sensoren in der Erde, wann die Pflanzen Wasser benötigen. Ist der Boden zu trocken, bekommen die Winzer eine Benachrichtigung per App – mit Echtzeitdaten und einer Bewässerungsempfehlung. Über das Handy können sie per Knopfdruck die Pumpen im Rückhaltebecken starten und das Wasser fließt dann in die Schläuche und bewässert den Boden. In den Weinberg fahren muss der Winzer dafür nicht mehr.

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Eine Million Euro für digitale Bewässerung

Die Mertesdorfer Bewässerungsanlage hat allerdings ihren Preis: Rund eine Million Euro soll sie kosten. Das Projekt wird gefördert, dennoch müssen die Winzer rund 13.000 Euro pro Hektar selbst finanzieren. Für Torben Alles ist das eine gute Investition in die Zukunft der Winzer. Damit sie auch in trockenen Jahren gesunde und gute Trauben für ihre Weine ernten können.

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